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In Norditalien unterwegs im Kanu auf Tagliamento und Piave 2018

Endlich habe ich es geschafft, zum Tagliamento zu kommen. Das Wetter ist gut und die Prognose für die nächsten Tage sind vielversprechend. Die Pegel zeigen Werte an, die eigentlich die weite Anreise nicht lohnen, aber wir wollen es trotzdem versuchen. Im Zweifelsfall werden wir eben vorzeitig unsere Tour beenden und raustragen müssen.

Am Vorabend treffen wir auf den Campingplatz in Gemona ein. Der Tagliamento ist in der Nähe und wir riskieren schon mal den ersten Blick. Da ist Wasser drin. Ob es reicht, werden wir die nächstenn Tage sehen. Wir versorgen uns mit allen Lebensmitteln, die wir für die nächsten 3-4 Paddeltage benötigen und am Abend stärken wir uns mit einer Pizza am Campingplatz.

Nach dem Frühstück wird noch kurz der Pegel gecheckt und ab geht es zum Tagliamento. Laut den Pegel in Venzone soll zumindest die erste Strecke gehen, ab Villuza könnte es knapp werden. Aber wir wollen es trotzdem versuchen. An unserem gewählten Einstieg in Gemona sieht es auch nicht nach so wenig Wasser aus. Es wird schon irgendwie passen … 😉

Schnell sind die Sachen aus dem Auto geladen, der Kanadier abgeladen und startbereit am Fluss deponiert. Jetzt noch schnell das Auto auf dem Campingplatz parken und den Weg zurück zum Fluss laufen. Kurz nach 10 Uhr sind wir auf dem Wasser und können die einmalige Flusslandschaft genießen. Die Tücken des Tagliamento sind Wehre, welche wir umtragen mussten und die Stömung, welche besonders in Kurven sehr häufig in Richtung herabhängende Äste und Baumleichen zieht.

Abends suchen wir uns einen Übernachtungsplatz auf einer Insel und schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem heranziehenden Gewitter, das Notfall-Tarp zu spannen. Es ist etwas beengt, aber zum Abendessen zu kochen reicht es. Am nächsten Morgen hat sich der Regen verzogen und es wird spannend. Wir kommen zu dem Abscnitt, der immer wieder versickert und der Pegel ist nicht wirklich gestiegen. Wir haben Glück, wir schaffen die Passage mit ein paar etwas Grundberührungen und Treidelpassagen. Wahrscheinlich wurde für die Bewässerung noch nicht so viel Wasser vom Tagliamento abgeleitet, wie es sonst meist der Fall ist.

Am dritten Tag hat sich der Charakter des Flusses und des Tals komplett geändert. Das weite, von Geröllfeldern beherrschende Tal ist jetzt viel beengter, grüner und der Tagliamento leicht eingedeicht. Nach einer Autobahnbrücke hat der Fluss fast keine Fliesgeschwindigkeit mehr, so dass wir uns entscheiden, nach fast 90 km unsere Tour zu beenden. Von Latisana geht es per Bahn nach Gemona zurück. Das Auto steht noch am Campingplatz und schnell geht es nach Latisana zum Kanu, denn wir wollen den nächsten Tag noch auf dem Piave paddeln.

Ab dem Wehr in Busche soll eine schöne Schluchtstrecke sein, allerdings ist der nächtgelegene geöffnete Campingplatz nicht direkt am Fluss, sondern in einem Skigebiet. Jetzt im Mai ist dort nichts los, also erstmal ab ins Skigebiet Nevegal. Es ist schon erschreckend, wie beengt dort auf einem Platz mit 200.000 m², die Wohnwagen stehen. Uns ist es egal und am nächsten Morgen geht es nach Busche zum Piave. Wie wollen wir es mit der Shuttle-Logistik machen? Ein Kumpel hatte beim trampen lange warten müssen und dann entnervt ein Taxi gerufen, öffentiche Verkehrsmittel sind am Wochenende auch nicht so oft unterwegs. Daher entscheiden wir uns fürs Fahrrad. Wir wollen nur eine kurze Strecke paddeln, das Wetter ist schön und warum soll man nach dem paddeln nicht noch seine Beine bewegen?

Das Mountainbike erst zum Ausstieg bringen und dann mit dem Auto zum Einstieg? Nö! Wir kommen zuerst am Einstieg vorbei, also einfach das Rad aufs Boot geschnallt und losgepaddelt. Der Kanadier ist heute ja kaum beladen, da wir unsere Ausrüstung zum Kochen und Übernachten nicht dabei haben müssen. Die Fahrt gestaltet sich auf dem Piave spritziger als auf dem Tagliamento und bildet so nicht nur von der Umgebung ein Kontrast zu den vorherigen 3 Paddeltagen. Im Schatten der schneebedeckten Gipfel der Dolomiten erreichen wir viel zu schnell unseren Ausstieg. Jetzt geht es per Bike 15 km zurück, das Auto holen, damit das Kanu abgeholt werden kann. In der Nähe von Vas beenden wir unsere Tour in Norditalien und werden bestimmt wieder die Tour wiederholen.